Die Geschiebe des Jahres 2019 stehen fest!
Auf dem Neujahrstreffen der GfG-Sektion Hamburg wurden der Faxekalk (sedimentäre Geschiebe) und der Åland-Granitporphyr (kristalline Geschiebe) auserwählt.
Faxekalk – sedimentäres Geschiebe des Jahres 2019
Text und Bild von Dr. Frank Rudolph
Der Faxe-Kalk, klassisch aufgeschlossen im Faxe-Kalkbrud im östlichen Dänemark auf der Insel Seeland, ist ein weißer bis hellgrauer dichter Kalkstein, der durch eine reichhaltige Fauna, bestimmt wird. Auffällig ist er durch die in ihm enthaltenen koloniebildenden und solitären Korallen. Sie weisen den Faxe-Kalk als einen Riff-Kalk aus, der in 100 – 200 m tiefem, kalten Wasser entstanden ist. Heute kennt man derartige Korallenriffe von der Küsten Norwegens und Islands.
Im Geschiebe ist der Faxe-Kalk weiß und dicht; er besitzt häufig eine gelbliche Verwitterungsrinde. Nur in einigen Gebieten ist er häufig anzutreffen. Die Besonderheit sind die fast ausschließlich in Steinkern erhaltenen Fossilien. Die wesentlich stärker verfestigte feinkristalline, kalzitische Matrix war gegen Lösungen resistenter als die in ihm enthaltenen Fossilien.
Man kennt mehr als 500 Fossil-Arten aus dem Faxe-Kalk: Bryozoen, Korallen, Muscheln, Schnecken, Nautiliden, Brachiopoden, Wurmröhren, Krebse, Seeigel, Seeililienstielglieder, Haizähne und Krokodilzähne.
Åland-Granitporphyr (Ringquarzporphyr) – kristallines Geschiebe des Jahres 2019
Text und Bild von Matthias Bräunlich (kristalline-geschiebe.de und kristallin.de)
Ringquarzporphyre sind Gesteine aus dem Granitmassiv von Åland im Südwesten Finnlands. Sie sind Teil der dortigen Granitporphyre und enthalten als besonderes Kennzeichen runde, mehrere Millimeter große, schwarz gesäumte Quarze. Diese Auffälligkeit kommt sonst nirgendwo in Skandinavien vor und macht das Gestein zum Leitgeschiebe von Åland und der westlich davon gelegenen See („Signilskärsfjärden“).
Ringquarzporphyre bestehen, wie jeder Granitporphyr, aus einer körnigen Grundmasse mit Einsprenglingen von Feldspat und Quarz. Die Feldspäte sind mehrere Millimeter bis maximal 2 cm groß, teils rundlich, teils unregelmäßig geformt und machen bei diesen Porphyren nur einen auffällig kleinen Teil des Gesteins aus. Daher können die Feldspateinsprenglinge in kleinen Geschieben durchaus fehlen, sodass diese nur aus Grundmasse mit den Quarzen darin bestehen. Das Erkennen der Gesteine wird davon nicht beeinträchtigt, so lange die schwarz gesäumten rundlichen Quarze enthalten sind. Bild 1
zeigt einen typischen Ringquarzporphyr.
Neben den schwarz beringten Quarzen findet man direkt benachbart auch immer solche ohne Saum. Es genügt zur Bestimmung dieser Gesteine, dass ein Teil der Quarze den schwarzen Saum trägt und diese in einer rötlich-braunen, braunen oder auch beige-braunen Matrix stecken. Außerdem müssen in der Grundmasse zusätzlich noch kleine Quarze enthalten sein. Um die nur wenige Zehntel Millimeter kleinen Quarze zu erkennen, bedarf es zwingend einer guten Lupe. Mit ihrer Hilfe ist dann auch erkennbar, dass diese kleinen Quarze ausgedehnte graphische Verwachsungen mit dem rötlichen Feldspat bilden (Bild 2)
.
Die graphischen Verwachsungen sind zwar häufig, aber nicht zwingend. In einigen der Ringquarzporphyre sind die kleinen Quarze in der Grundmasse einfach nur regellos verteilte Körner. So lange zwei Generationen Quarze erkennbar sind und ein Teil der großen Quarze den schwarzen Saum aufweist, handelt es sich immer um Ringquarzporphyr.
Als Teil des Rapakiwiplutons von Åland entstanden diese Porphyre vor 1520 – 1590 Ma.[1] Dabei spielte die Anwesenheit eines zweiten, mafisch zusammengesetzten Magmas eine entscheidende Rolle. Dieser, als „bimodal“ bezeichnete Magmatismus, hat in den Granitporphyren seine Spuren hinterlassen und ist direkt für die Entstehung der schwarzen Säume verantwortlich. Das schwarze Mineral ist Amphibol, der als Folge der Vermischung mit dem mafischen Magma bei der Reaktion von Pyroxen mit Quarz entstand.
Ein weiterer Hinweis auf diese zweite Schmelze findet man hin und wieder in Gestalt feinkörniger schwarzer Xenolithe siehe Bild 3
. Sie sind aber zu selten, um regelmäßig gefunden zu werden.
Außerdem gibt es in diesen Porphyren immer wieder einzelne, meist grünlich gefärbte Plagioklase, die ebenfalls aus der mafischen Schmelze oder einem plagioklasdominierten Gestein wie z. B. Anorthosit stammen, das beim Aufstieg vom Granitmagma aufgenommen wurde. Die Reste davon sind die in den Ringquarzporphyren steckenden grünlichen, oft mehrere Zentimeter großen Plagioklase (Bild 4)
. Sie sind häufiger als die schwarzen Xenolithe zu finden.
Beide Beimengungen, Xenolithe oder Plagioklase, müssen nicht enthalten sein, um ein Gestein als Ringquarzporphyr zu bestimmen. Sie illustrieren, sofern vorhanden, den Prozess, der zur Bildung dieses besonderen Granitporphyrs führte.
[1] Angaben: gtkdata.gtk.fi/maankamera (abgerufen am 1. März 2019)